Hier sind drei Wesen ganz bei der Sache!

Permanent im Moment

Pferde leben im Jetzt. Für sie ist es jetzt und jetzt und jetzt und jetzt. Kein vorhin und gestern, kein morgen, kein in 5 Minuten. Es ist immer JETZT.

Menschen sind fast nie im Jetzt. Sie sind noch bei einem Telefonat, das sie gerade gehalten haben. Oder bei einem Problem, dass zu lösen ist, bei der Urlaubsplanung, dem Einkauf, den Sorgen und und und. Nur nicht im hier und jetzt.

Was hat das für Auswirkungen? Ashley zum Beispiel gelang es heute morgen beim Geführtwerden durch eine Pferdefrau immer wieder „ins Gras zu beißen“. Zu meinem kleinen Verdruß. Ash, im hier und jetzt, nutzt jede Chance, das heißt, jede Unaufmerksamkeit seiner Pferdeführerin und selbige verliert mit jeder erfolreichen Futterschnappaktion seinen Respekt.

Frustrierend für mich, wenn es immer wieder passiert, denn am Pferd liegts nicht. Es lernt aber, dass es sich lohnt immer aufdringlicher seinen Wunsch, in diesem Fall „ins Gras zu beißen“ durchzusetzen. Er kam ja fast immer damit durch heute morgen. Also wird er es demnächst immer häufiger versuchen und wenn seine jeweiligen Führer nicht im hier und jetzt sind, dann gewöhnt er sich diese Unart richtig an.

Was ist zu tun? Was ist immer zu tun, bei der Arbeit, beim Zusammensein, beim Reiten mit Pferden? Schalter umlegen und voll und ganz auf sein Tun hier mit den Tieren einstellen. In jeder Sekunde. Jede Sekunde zählt! Denn um zu verhindern, dass Ash immer wieder ins Gras beißt, muss ich ihn permanent im Auge behalten und schon wenn er nur daran denkt, nach dem Grün zu schnappen, muss ich agieren. Es ist zu sehen, wenn er daran denkt! Eine Sekunde bevor das Maul zuschnappt. Und genau da habe ich zu agieren, um mir den Respekt des Pferdes zu verdienen. Wenn sich der Hals senkt, das Maul fast am Gras ist kommt mein Schnalzer oder mein Schütteln am Seil oder mein bestimmtes „Vorwärts“ und er hat´s nicht geschafft das Grün zu schnappen und ich habe einen kleinen Pluspunkt. Bis in 10 Sekunden, wo Ash vielleicht die nächste Aktion startet und damit testet, ob ich seinen Respekt auch weiterhin haben sollte. Und wieder muss ich ihm zuvorkommen. Freundlich und bestimmt.

So ist es beim Führen, beim Putzen, beim Reiten, bei der Bodenarbeit oder auch einfach nur beim Zusammensein. Ich muss 100% präsent sein. 100% im Moment um zu agieren. Nicht zu reagieren, wenn es zu spät ist und er sich festgefuttert hat.... Die kleine Sekunde davor ist der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg mit dem Pferd. Ich muss immer gewahr sein, was als nächstes passieren wird und entsprechend agieren. Ein paar Zehntel dem Pferd zuvorkommen, wenn es unerwünschtes Verhalten zeigen will...

Natürlicherweise sind Kinder uns weit voraus mit dem „im Augenblick sein“. Deutlich zu sehen heute morgen bei Odina und der kleinen Pferdefreundin, die es mühelos geschafft hat, Odina vom Grasen abzuhalten obgleich auch dieses Pferdchen alle 20, 30m „anfragte“, wie es mit Fressen wäre. Das kleine Mädchen, hochaufmerksam bei der Sache, mit Odina im hier und jetzt hat es jedes Mal geschafft, dem Pferdchen vorwegzukommen. So können wir Erwachsenen viel lernen – von den Kindern und von den Pferden. Laßt es uns angehen! Wir können es alle, wir sind so geboren worden und haben es nur vergessen.